Wie aufregend! Da war doch tatsächlich jemand von der Zeitung da! Und ein Fotograf kam auch noch. Im September 2013 war das.
Da verriet Bianca Weber, damals 19 Jahre alt, dem Reporter der Rhein-Main-Presse, dass sie vor ihrer Krönung zur Traubenkönigin des Örtchens Gau-Algesheim „sicher aufgeregt sein“ wird. Außerdem verriet sie ihm, dass sie gerne Musik hört. Vor allem das, was in den Charts läuft. Ach ja, sie tanzt gerne Standard und Latein.
Wärmt die Herzen.
Zu ihrer Krönung ein paar Wochen später wurde sie in einem weißen Oldtimer-Cabriolet durch das Örtchen gefahren. An den Straßenrändern standen fröstelnde Menschen und machten mit ihren Handys Fotos.
Gut eineinhalb Jahre ist das nun her. Inzwischen hat sie einen Großteil ihrer rund 100 offiziellen Termine als Traubenkönigin absolviert. Für uns ein wunderbarer Zeitpunkt, um mal kurz eine Lanze zu brechen für jene jungen Damen, die landauf, landab herumgereicht werden – als Königin von irgendwas.
Es lebe jede Königin!
Es gibt nämlich nicht nur Wein- und Traubenköniginnen. Sondern auch welche für Spargel, Kartoffeln, Lamm und sogar Korn. Wir kennen diese jungen Damen meist durch Fotos, auf denen sie in bunten Roben lächelnd Agrarprodukte in die Kameras halten. Dafür wurden sie gekrönt.
Was eher selten den Weg in die Öffentlichkeit findet, ist, dass die meisten dieser Damen wirklich was auf dem Kasten haben. Wie Bianca Weber. Unter all den echten und Möchtegern-Weinkennern, die sich so rumtreiben, wird es nicht allzu viele geben, die ihr an Weinwissen ebenbürtig sind. Wer von denen ist schon auf einem Weingut aufgewachsen, studiert in Geisenheim Önologie und schaut sich Weingüter in Asien an? Eben. So weit bin nicht mal ich mit meinem Schiff in Sachen Wein rumgekommen.
Seid stolz auf eure Königinnen! Und auf euch selbst.
Traubenkönigin der Herzen – die schöne (und gescheite) Bianca Weber.
So. Das musste mal gesagt werden. Weil nicht wenige hochnäsige Städter belustigt die Nasen rümpfen über all die Königinnen in dieser demokratischen Republik. Liebe Damen, wir finden es toll, dass es euch gibt! Weil ihr die Leute zu Hause stolz auf das macht, was sie tun. Das ist wichtig und gut.
So, und jetzt schauen wir, was Bianca Webers Familie für einen Wein macht. Seit 20 Jahren führen Hermann und seine Frau Martina Weber ihr 15 Hektar großes Weingut in Rheinhessen, dem größten deutschen Weinbaugebiet. In ihren Weinbergen stehen zur Hälfte rote und weiße Rebsorten. Sie machen „aromatische Weißweine und kräftige Rotweine“ daraus. So lautet die Eigenbeschreibung. Naja, das ist jetzt nicht sehr aufschlussreich. Gut, dass es den Captain gibt.
Silvaner + Saphira. Saphira?
Wir haben uns eine Cuvée mit dem Namen Glanzstück aus den Rebsorten Silvaner und Saphira kommen lassen – nie gehört? Kein Problem: Saphira ist eine weiße Traube, die 1978 an der Uni Geisenheim gezüchtet wurde. Geschmacklich erinnert sie an Weißburgunder, also Pinot Blanc.
Für den Winzer ist sie deshalb praktisch, weil sie sich gegen manche Krankheit ganz gut selber wehren kann, also weniger gespritzt werden muss. Weit verbreitet ist sie trotzdem nicht.
Wie sie sich in der Mischung mit dem Silvaner macht, probieren wir jetzt aus.
Aprikose, Ananas, Limette, frischer grüner Apfel.
Im Glas ist der Wein hell, zitronengelb mit leicht grünlichen Reflexen. In der Nase beginnt er mit einem Tusch von Aprikose, gefolgt von zarten Limettenklängen, die wiederum untermalt werden von einem knackigen grünen Apfel.
Am Gaumen geht die Sinfonie weiter: frisch und von gut eingebundener Säure getragen eröffnet die Ananas das Spiel, ihr stehen wiederum eine Limette sowie ein grüner Apfel zur Seite. Da ist klare, fruchtige und kerzengrade Frische, die ohne Umwege den Gaumen runtergeht. Schluck und weg. Bitte noch ein Glas!
Kostet wenig, erfrischt viel.
Ein günstiger und empfehlenswerter Wein mit gerade mal 12 Volumenprozent Alkohol für den unkomplizierten Trinkgenuss. Genau das richtige für einen lockeren Abend mit Freunden im Garten oder auf dem Balkon. Ich kostete den Jahrgang 2014.
Dazu passen schlichte Antipasti aus Gemüse und Meeresfrüchten.
Glanzstück von Helmut Weber für kleines Geld bei Willenbrock.
Quelle: www.captaincork.com